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Abstraktes greifbar machen: Olaf Kreitsmann, Lehrer an einer Oberschule25.06.2019

Abstraktes greifbar machen: Olaf Kreitsmann, Lehrer an einer Oberschule

Müssen sich Lehrer nicht schon genug gegen die vorgeworfene Drangsal an ihren Schülern rechtfertigen, plagt sie auch noch ein enormer Arbeitsaufwand. Darüber kann Olaf Kreitsmann, selbst Lehrer an einer Oberschule in Ganderkesee, nur schmunzeln.
„In meinem Berufsfeld beschweren sich viele, dass sie eine extreme Arbeitsbelastung haben, ich tue das nicht. Schließlich schreibt dir niemand dein Zeitmanagement vor, das bleibt dir komplett selbst überlassen. Du hast natürlich eine vorgeschriebene Anzahl an Arbeiten. Ich schreibe sogar meistens mehr als vorgeschrieben sind, nicht, weil ich da Spaß daran habe, sondern weil ich das den Schülern gegenüber fairer finde. Dadurch können sie zum Beispiel einen Patzer wieder ausgleichen.“ Olaf Kreitsmann macht keineswegs einen gestressten Eindruck. Im T-Shirt und Jeans steht er auf seiner Dachterrasse in der Oldenburger Innenstadt und plaudert über seinen Berufsalltag. Sieht so ein typischer Lehrer aus? „Für mich ist das ein fantastischer, absolut privilegierter Beruf. An vier von fünf Tagen bin ich um 13.45 Uhr zu Hause. Das Einzige, was ich an dem Job wirklich nicht mag, sind die andauernden Sitzungen. Das ist ein ziemlich großer Aufwand geworden, der zwar wichtig ist, aber den Schulalltag nicht unbedingt besser macht. Die Zeit könnte man anders verwenden.“ Für den Oldenburger ist seine Arbeit keine reine Wissensvermittlung, sondern er hebt ebenso den Erziehungsauftrag hervor. „Das große Kunststück in meinem Beruf ist es, aus den Schülern Menschen mit Verantwortungsbewusstsein zu machen. Sie sollten lernen, gegenüber sich selbst und anderen verantwortungsbewusst zu sein. In einem Team, was eine Klasse ja ist, ist es wichtig, zusammen zu kooperieren, auch wenn man sich nicht unbedingt lieb hat.“ Solche und andere Ziele will er aber nicht mit rigoroser Strenge vermitteln. Neben dem Ernst darf auch der Spaß nicht fehlen. „Ohne Spaß ist das Lernen reine Arbeit und dann bleibt später nichts mehr von dem Wissen haften.“ Als Späteinsteiger unterrichtet Olaf Kreitsmann in sage und schreibe acht Fächern: Von Geschichte, Politik und Erdkunde bis hin zu Religion, Biologie und Mathematik, um nur einige aus dem breiten Unterrichtsspektrum zu nennen. Als Lehrer möchte er seinen Schülern abstrakte Dinge greif- und spürbar machen. Hierfür versucht er stets einen Bezug zu ihrer eigenen Lebensrealität herzustellen. Darüber hinaus verlagert er seinen Unterricht gerne auf Ausflüge außerhalb des Schulgebäudes. „Vor circa einem halben Jahr gab es in Wildeshausen eine  sehr gute Ausstellung, die das Kriegsende und quasi die Stunde Null in der Gegend dokumentierte. Das Bildmaterial und die Geschichten stammten von Menschen aus der Region, was bei den Schülern eine ganz andere Betroffenheit auslöste.“ Mit Geschichte verfestigte sich einst auch die Idee, Lehrer zu werden. „Während meines Wehrdienstes reifte in mir der Gedanke heran, Lehrer zu werden. Obwohl ich das aufgrund familiärer Vorbelastung zunächst ausschloss. Jedoch wollte ich schon immer Geschichte studieren und viele sinnvolle Möglichkeiten, um später damit meine Brötchen zu verdienen, gab es nicht.“ Indes war das Timing schlecht gewählt. Olaf Kreitsmann stand 1985 mit seinem abgeschlossenen Studium in Geschichte und evangelischer Religion vor einem Problem: Für ihn und andere gab es keine Stellen zu besetzen. „Das hat dazu geführt, dass ich erst einmal über zwanzig Jahre etwas anderes gemacht habe.“ Vor zwölf Jahren begegneten ihm dann ehemalige Kommilitonen. Von manchen erfuhr er, dass sie noch relativ spät ins Lehramt eingestiegen waren. Somit entsann sich Olaf Kreitsmann seiner alten Pläne und entschied sich, es ein erneutes Mal zu versuchen. Bei den vielen Fächern, die er heutzutage unterrichtet, hat sich sogar ein neuer Liebling eingeschlichen: Die Mathematik! „Das Spannende an der Mathematik ist, dass du bei den Schülern extrem schnell Erfolgserlebnisse erzielen kannst, selbst bei denen, die von sich behaupten, sie hätten das noch nie gekonnt.“
 Text und Foto: Dana Hubrich

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