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Aufstehen und kämpfen09.01.2025



Interview: Olaf Neumann Foto: Amy Grantham


MoX:In Ihrem jüngeren Song „Golden Idols“ geht es um Lügen und Leute, die auf der falschen Seite des Gesetzes stehen. Haben Sie das Gefühl, dass Donald Trump mittlerweile seine eigenen Lügen glaubt?
Nash: Ich halte ihn für einen relativ klugen Mann. Ich denke nicht, dass er seine eigenen Lügen glaubt. Er benutzt sie eher, um die Menschen zu spalten und zu verwirren. Er will wirklich ein Diktator sein. Viele Menschen kennen den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge nicht mehr. Das beweist leider, wie brillant Trump darin ist.
MoX:Warum wollten Sie als gebürtiger Engländer eigentlich amerikanischer Staatsbürger werden?
Nash: Ich wollte ein Mitglied dieser Gesellschaft sein. Ich wollte wählen können, um meine Meinung zu äußern. Natürlich muss niemand mit mir übereinstimmen, aber zumindest kann ich als Staatsbürger meine Meinung kundtun.
MoX:Sie können Ihre Meinung auch in Form von Songs kundtun.
Nash: Ich habe immer Teile von Melodien und Texten in meinem Kopf. Ich muss etwas fühlen, bevor ich anfange zu schreiben. Zweifellos fühle ich sehr stark, was mit diesem Land gerade geschieht. Irgendwann wird das in neuen Liedern zum Ausdruck kommen. Im Momente arbeite ich aber an einem neuen Fotobuch.
MoX:Verstehen Sie sich als ein Fotograf, der die Zustände in seinem Land dokumentieren möchte?
Nash: Ich weiß, was ich nicht fotografiere: Sonnenuntergänge, Landschaften, meine Couch, Kätzchen mit Bällen aus Wolle. Ich möchte nur die sehr surrealen Dinge fotografieren, die vor meinen Augen passieren. Und es ist wirklich sehr surreal, was gerade in Amerika passiert.
MoX:Die US-Wähler nehmen sehenden Auges in Kauf, dass die Demokratie in Amerika autoritäre Züge bekommt. Wie erklären Sie sich die Sehnsucht nach einem Autokraten?
Nash: Ich bin sicher, dass sie wussten, was für ein Mensch Trump ist. Ich glaube, sie haben versucht, jemanden zu wählen, bei dem sie sich sicher fühlen. Leider sind sie im Moment sehr fehlgeleitet.
MoX:Projekt 2025 ist ein Plan der Republikanischen Partei zum Umbau der Demokratie. Bedeutet Trumps Sieg ihr schleichendes Ende?
Nash: Ja, das tut es. Ich habe Imperien aufsteigen und fallen sehen. Vielleicht ist dies der Anfang des Untergangs des amerikanischen Imperiums. Das ist möglich.
MoX:Liegt darin auch etwas Gutes?
Nash: Ganz und gar nicht.
MoX:„Ohio" von CSN&Y ist eine Hymne der Gegenkultur, geschrieben als Reaktion auf die Polizeimorde an unbewaffneten Demonstranten am 4. Mai 1970. Singen Sie den Song heute noch, weil Sie fürchten, dass Trump gegen seine Kritiker gewaltsam vorgehen könnte?
Nash: Ganz genau. Er will, dass das Militär dazu in der Lage ist, friedliche Proteste zu kontrollieren. Das hat er schon sehr deutlich gesagt.
MoX:Sind die amerikanische Polizei und das Militär unparteiisch?
Nash: Das werden wir noch herausfinden. Viele der gegenwärtigen Generäle werden das Militär nicht einsetzen, um friedliche Wähler zu überwältigen. Aber das Mandat, das Donald Trump an die Spitze des Pentagons gebracht hat, ermächtigt ihn, alle diese Generäle zu entlassen. Er wird nur die Leute behalten, die das tun, was er will.
MoX: Die Konflikte verlaufen durch Nachbarschaften, Familien und Ehen. Könnte sich das zu einem Bürgerkrieg hochschaukeln?
Nash: Ja, ich habe Angst, dass das passieren könnte. Es ist ja schon einmal passiert, als das Land über das Thema Sklaverei gespalten war. Wir sind jetzt genauso zerrissen wie damals.
MoX:In den USA gibt es aber nach wie vor eine starke Zivilgesellschaft.
Nash: Offensichtlich nicht. Sie ist überhaupt nicht stark. Sonst hätte Trump nicht das Weiße Haus und den Senat erobert.
MoX:Sie singen aber immer noch „We can change the world“, Ihren berühmtem Antikriegssong von 1971. Glauben Sie daran?
Nash: Ich glaube, dass wir das können, ja. Das ist einer der Gründe, warum ich nicht zurück nach England gehen werde, sondern hier bleibe und kämpfe.
MoX: Wie viel revolutionäres Potenzial steckt noch in der Rockmusik?
Nash: Das werden wir in den nächsten Jahren herausfinden. Manchmal ist Rockmusik immer noch eine revolutionäre Waffe. Vor ein paar Jahren gab es ein großartiges Stück von Childish Gambino, es heißt "This Is America". Auch das Video war fabelhaft. Aber ich habe das Gefühl, dass die Leute Angst bekommen, Trump die Stirn zu bieten, weil er eine enorme Macht besitzt.
MoX: Donald Trump hat auch aus seiner Verachtung für kritische Journalisten keinen Hehl gemacht. Die Nachrichtensender CNN und MSNBC bezeichnete er als „feindliches Lager“.
Nash: Er will sogar ABC, einem unserer wichtigsten Nachrichtensender, die Lizenz entziehen. Sie haben ihn schlecht behandelt, wie er denkt. Das Gleiche könnte er mit CNN und MSNBC tun.
MoX:In der amerikanischen Geschichte haben oft gewaltlose Bewegungen wie die für die Rechte der Frauen, Homosexuellen oder Schwarzen entscheidende Verbesserungen gebracht. Trump hat aber oft genug zur Gewalt aufgerufen. Wie gefährlich ist es in den USA generell geworden, auf eine Demo zu gehen?
Nash: Ich glaube, viele Menschen haben Angst, an Demonstrationen gegen Trump teilzunehmen. Denn er vermittelt Gewalt. Er ist brillant genug, um zu sagen, dass Gewalt nur eine Möglichkeit war. Und irgendjemand anderes hat es getan. Das liege nicht an ihm, das liege an denen. Demonstrationen haben sich in letzter Zeit als völlig unwirksam erwiesen. Selbst der Frauenmarsch in Washington mit über einer Million Teilnehmerinnen hat nichts gebracht. Alle Demonstrationen, an denen ich je teilgenommen habe, insbesondere die gegen den Mord an George Floyd, schienen bedeutungslos gewesen zu sein.
MoX:Namhafte Künstler wie Eva Longoria haben bereits angekündigt, das Land verlassen zu wollen.
Nash: Aber ich werde nicht einer von ihnen sein. Ich muss irgendwie optimistisch bleiben, um das zu tun, was ich tue. Das Leben ist voller Entscheidungen. Wende ich mich nach links, wende ich mich nach rechts, spreche ich mit der Presse oder nicht. Die Entscheidung, die ich getroffen habe, ist, zu bleiben und so viel wie möglich mit den wenigen Mitteln, die ich habe, zu kämpfen. Ende März werde ich zum Beispiel durch die USA touren.
MoX: Was würde passieren, wenn Sie dann einen Song wie „Let's Impeach The President“ singen würden?
Nash: Ich würde wahrscheinlich komplett niedergeschrien werden. Ich habe treue Fans, das weiß ich, aber die Gesellschaft ist im Moment völlig gespalten. Ein Teil denkt wie ich, der andere wie Trump.
MoX:Was ist eigentlich aus den Aufnahmen geworden, die Crosby, Stills & Nash mit dem Produzenten Rick Rubin gemacht haben? Werden die jemals herauskommen?
Nash: Es ist möglich. Ich habe sie mir vor kurzem angehört, und sie waren ziemlich gut. Leider hatte sich Rick Rubin mit David Crosby zerstritten. Wir wollten ursprünglich zwei Beatles-Songs aufnehmen, „Norwegian Wood“ und „In My Life“. Aber Rick wollte nur einen davon machen. Und Crosby sagte: „Es wird alles passieren, was wir, CSN, sagen!“ Als er anfing, sich mit Rick Rubin zu streiten, war das Projekt beendet.

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