LzOLzO
OLDENBURG
Samstag

27

April

Foto:
Jugend in Oldenburg

Hier geht es zu den aktuellen Ausgaben

Suche:

direkte Antwort ohne Umwege!

Kleinanzeigen

Aktuelles

Wofür demonstrieren Sie?19.12.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

MoX: [font=Bembo]Wofür demonstrieren Sie?[/font][font=Bembo] [/font]
Ahmad Washaha: Wir wollen als erstes, dass der Krieg stoppt. Und wir wollen, dass die Menschen wissen, was passiert, denn viele wissen gar nicht was passiert und wie der Konflikt seit 75 Jahren läuft. Außerdem gibt es auch gegen uns als Palästinenser Propaganda und wir werden als Antisemiten bezeichnet, obwohl wir als Palästinenser selber Semiten sind. Wir möchten die Gesellschaft darüber aufklären, dass wir keine Antisemiten sind und wir auch nicht gegen Religion oder gegen Juden sind, sondern gegen die Besatzung. Das ist unser Ziel. Wir wollen, dass Palästina wieder frei ist und wir eine selbstständige Stadt haben. Dafür müssen wir kämpfen gegen das Politiksystem und auch gegen die Presse, die uns viele Probleme bereitet und uns Antisemiten und Unterstützer des Terrors nennt. Das stimmt nicht. Das ist unser Hauptziel mit den Demos und wir werden weitermachen, bis der Krieg zuende ist.
MoX: Aber es gab auf Ihren Demonstrationen Zwischenfälle mit Rufen wie „Kindermörder Israel“ – was tun sie dagegen, damit das nicht mehr passiert?
Ahmad Washaha: In Israel sind bis jetzt 8000 Kinder gestorben. und hier in Deutschland dürfen wir nicht sagen „Israel Kindermörder“. Aber wir sehen,(An dieser Stelle haben wir gekürzt, weil die Formulierung als Hetze aufgefasst werden könnte; Anm. d. R.) Kinder und Babies sterben. Schulen, Krankenhäuser und Zivilisten werden bombardiert. Aber die Hamas und andere Organisationen werden nicht bombardiert.
MoX: Aber die Hamas verstekken sich ja nun hinter zivilen Zielen.
Ahmad Washaha: Das kann man so nicht sagen. Es leben 2,5 Millionen Menschen auf 400 Quadratkilometern. Also leben auf jedem Meter im Gazastreifen 6 Personen. (Im Gazastreifen kommen 5749 Einwohner auf einen Quadratkilometer Anm. d.R.) Da kann man nicht sagen, die hätten sich versteckt. Sie sind da und die Zivilisten sind da. Die Hamas hat Tunnel, diese sollte man angreifen, nicht die Zivilisten, nicht die Krankenhäuser. Wir sehen im Fernsehen, dass Zivilisten sterben und mit einer Bombe hunderte Personen sterben. Und die Welt schaut zur anderen Seite. Das finden wir diskriminierend, gerade hier in Deutschland. Während der ganzen Zeit des Kriegs in der Ukraine sind dort nicht so viele Menschen gestorben, wie in zwei Monaten im Gazastreifen. Trotzdem haben Deutschland und Europa die Ukraine unterstützt. Und jetzt wird Israel unterstützt, die, die uns bombardieren. Die nehmen Geld, unsere Steuern und geben es nach Israel, die unsere Familien bombardieren. Wir brauchen dort eine Politiklösung für beide Seiten, nicht nur Unterstützung des Militärs. Dann wird der Konflikt bleiben. Das sollen die Politiker hier in Deutschland verstehen. Wir als Palästinenser brauchen einen selbstständigen Staat oder einen Staat für beide Seiten. Das wollte Israel nicht und hat die Palästinenser von der ganzen Karte verdrängt. 35 Jahre lang ist nichts passiert, aber jetzt wo wir kämpfen, sieht uns die Welt, aber nicht, wenn wir sitzen und trauern. Die Welt akzeptiert uns nicht. Wir haben 75 Jahre Zeit gehabt für Freiheit und Gerechtigkeit, aber wir haben nichts bekommen.
MoX: Aber haben Sie dann auch Forderungen an die Hamas?
Ahmad Washaha: Die Hamas hat der palästinensischen Regierung 35 Jahre die Chance gegeben zu handeln. Ich bin nicht für die Hamas, ich bin gegen die Hamas und eigentlich links, habe mit der Hamas nichts zu tun und habe [font=Times]eine andere Ideologie. Aber ich [/font][font=Times]kann es auch verstehen. Man lebt [/font][font=Times]im Gazastreifen unter Besitz, für [/font][font=Times]75 Jahre. Die letzten 16 Jahre gab [/font][font=Times]es kein Wasser, keine Nahrung, [/font][font=Times]keine Medizin, nichts. [/font][font=Times](Überspitzte Darstellung. [/font][font=Times]Gemeint ist die militärische [/font][font=Times]Besetzung und die damit [/font][font=Times]einhergehende Land-, Luft und [/font][font=Times]Seeblockade des Gazastreifens [/font][font=Times]durch Israel. Anm. d. R.) Wie [/font][font=Times]kommt man aus diesem Problem [/font][font=Times]raus? Man wird radikal. Wenn du[/font]
eine Katze schlägst, dann wird sie auch radikal und aggressiv. Warum verstehen die Leute das nicht? Da muss man auch etwas
logisch denken. Was sollen die Menschen machen, die sowas Schweres erlebt haben? Es gibt dort viele Menschen, die nicht radikal waren, aber mit diesem Leben wird man es. Hier in Deutschland will man nicht über die Politik dort reden und man darf hier nichts sagen. Das ist nicht demokratisch. Nur was passt, darf man sagen. Man hat nicht viel Freiheit. Wir haben viele Punkte von der Stadt
bekommen, die wir nicht sagen dürfen. „Stoppt den Krieg“ dürfen wir von Anfang an nicht sagen. Wo gibt es ein Land in der Welt, bei Diktatoren oder egal wo, wo man auf Demonstrationen nicht sagen kann „Stoppt den Krieg“. Oft kontrolliere ich die Reden für die
Demos in letzter Sekunde, und dann streiche ich, was man nicht sagen darf und am Ende streicht man dann die ganzen Reden. Ich habe hier bei der Polizei gesagt, dass in Tel Aviv Menschen demonstrieren und rufen „Stoppt den Krieg“ und hier dürfen wir das nicht. Bei der letzten Demo durften wir dann sagen „Stoppt den Krieg“ aber nicht „Stoppt den Mord, stoppt den Krieg.“ (Auf Anfrage der
MoX-Redaktion zu getätigter Aussage erhielten wir folgendes Statement eines Polizeisprechers: „Die Prüfung der Strafbarkeit einer bestimmten Aussage oder Parole obliegt der jeweils zuständigen Staatsanwaltschaft oder eines Gerichts. Entscheidend bei einer solchen
Prüfung ist die jeweilige Betrachtung des Gesamtkontextes. Die Parole „Stoppt den Mord! Stopp den Krieg! Palästina bis zum Sieg!“
auf einer pro-palästinensischen Demonstration, wie sie sich beispielsweise am 21.10.2023 in Oldenburg ereignet hat, ist laut Einschätzung der Staatsanwaltschaft Oldenburg durchaus strafbar, da der Kontext aufgrund des Textinhaltes sowie der zeitlichen Nähe zu dem Terroranschlag der Hamas unübersehbar sei.“ Anm.d.R.)
MoX: Erkennen Sie die Hamas als Terrororganisation an?
Ahmad Washaha: Israel hat alle Palästinenser eingestuft als Terror. Ich kann die Aussage nicht
akzeptieren, dass Hamas Terror ist und Israel nicht. Israel hat so viele Menschen umgebracht und das ist kein Terror. Da muss man eine
andere Diskussion drüber führen.
MoX: Wenn Sie sich Frieden wünschen, wie es ja auf beiden Seiten der Fall ist, warum demonstrieren sie dann nicht gemeinsam?
Ahmad Washaha: Das wurde ich schon öfter gefragt. Wenn ich mich mit den Leuten zusammensetze und wir
gemeinsame Punkte finden, dann können wir gemeinsam demonstrieren. Wenn die akzeptieren, dass wir einen Staat
haben können, dann kann ich das akzeptieren. Denn wir Palästinenser kämpfen für unsere Rechte.

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Um hier Kommentare abgeben zu können müssen Sie sich erst Anmelden!

Benutzername:     Passwort:    

Wenn Sie Ihr Passwort vergessen haben oder Sie sich registrieren wollen Klicken Sie bitte hier.


Sonderseiten
MoX-DIABOLO Ratgeber
EXB Handwerk