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MoX Porträt: „Bienen brauchen ein Schlachtfeld“30.06.2022



Einen Großteil ihrer Zeit verbringt Ute Jeß-Deseaver am Schreibtisch oder unterwegs, denn sie arbeitet als Personal- und Organisationsentwicklerin und das seit einem Jahr selbstständig. Das bedeutet, dass sie u.a. Seminare in Rhetorik oder Beratungskompetenzen gibt und Prozesse der Umstrukturierung und Teamentwicklung begleitet. Seit vier Jahren arbeitet die Wahloldenburgerin nun an einem Ausgleich, dem imkern.  Der Anreiz dazu liegt in ihrer Familie. „Schon mein Urgroßvater hat geimkert. Meine Mutter hat auch Bienen und wird jetzt 85 Jahre alt, also dachte ich, dass ich das jetzt auch versuchen muss.“, erzählt die Hobbyimkerin. Das klingt einfacher gesagt als getan. Mit der Ankunft der ersten Völker dann das große: was nun? Da Ute Jeß-Deseavers Mutter sehr weit weg lebt, musste Hilfe vor Ort her. „Also bin ich beim Imkerverein vor Ort gelandet. Mit der Vorsitzenden Dörte Heuer habe ich eine tolle Mentorin gefunden, die sozusagen die Entfernung zu meiner Familie ausgeglichen hat.“ Im Verein, in welchem sie mittlerweile als Obfrau für die Jugenarbeit agiert,  geht es darum, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen. Es kommt ein bunter Mix aus Menschen zusammen, bei welchen jeder neues Wissen mitbringt.
In einer relativ grünen Stadt wie Oldenburg war es kein Problem einen Platz für die Bienen zu finden. Ihre vier Völker hat die Imkerin auf die Gärten von zwei Freundinnen verteilt und kann dabei sehr spannende Beobachtungen zum Verhalten der Bienen machen. Während die einen inmitten vom Brombeeren stehen und sehr aktiv und fleißig sind stehen die anderen in einem Garten, der umgeben ist von gutbürgerlichen Gärten mit Kirschlorbeer und kurzem Rasen, die lassen es eher gemütlicher angehen. „Die Umgebung hat nicht viel zu bieten. Das wäre mein Wunsch an die gutbürgerlichen Oldenburger: pflanzt keinen Kirschlorbeer, der hat keinen Nährwährt für Insekten und mäht euren Rasen erst ab Juni. Ein Garten kann wild und trotzdem schön sein. Bienen brauchen ein Schlachtfeld.“, sagt sie. Beim Imkern geht es der gebürtigen Schleswig-Holsteinerin gar nicht unbedingt um den Honigertrag. „Ich stehe immer zwischen den Stühlen. Geht es mir um den Honig, oder die Biene?“, fragt sie sich selbst. Die Tendenz geht zur Biene, denn als Hobbyimkerin lässt sich sowieso kein Honiggeschäft machen. Also nimmt sie sich immer nur ein bisschen und achtet darauf, ihren Tieren nicht zu schaden. Manchmal vielleicht etwas zu sehr. „Man muss auch den Mut haben, den Tieren etwas zuzumuten, denen passiert so schnell nichts. Manchmal habe ich noch das Gefühl bei den Bienen etwas durcheinander zu bringen. Meine Familie war da härter.“, gesteht sie. Mit dem Einzug der Varroamilbe nach Deutschland vor einigen Jahren stehen auch die Imker vor neuen Herausforderungen. Denn ist die Milbe erst einmal in einem Schwarm angekommen, sieht es oft düster aus.  Während es einige Naturmethoden gibt, um die Milbe aus einem Bienenstock wieder loszuwerden, sind diese oft sehr radikal und garantieren keinen Erfolg. Was eventuell dauerhaft helfen würde, wäre die Honigbiene wieder auszuwildern. Eine utopische Idee wie Ute Jeß-Deseaver beschreibt: „Würden wir die Honigbienen wieder auswildern, würden sie eigene Methoden für sich zum Leben finden in Bäumen etc. Dann würde sich im sie herum ein Ökosystem bilden und der Biene eine ganz andere Chance bilden. Aber solange das nicht möglich ist, müssen wir relativ systematisch vorgehen.“ Das Auswildern ist nicht möglich, weil die vorhandene Natur in Deutschland keine Möglichkeiten dazu bietet. Wälder sind zu gepflegt. Die Tiere brauchen hohle und hohe Bäume, wo sie sich einnisten und so stabil leben können, dass sie auch Räuber überleben würden. Bis dahin ist es noch ein weiter weg.

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