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Pizza Brüder Grimm: Gerhard Henschel und Gerhard Kromschröder lesen in Oldenburg23.01.2020



Text | Britta Lübbers

Den ganzen Tag lang Holz im Wald suchen und fast nichts zu essen kriegen außer Hirse und vergiftete Apfelscheiben?“ So schlimm erging es dem Schriftsteller Henschel und dem Fotojournalisten Kromschröder nicht beim Marsch auf den Spuren der Gebrüder Grimm.
Für ihr erstes preisgekröntes Wandertagebuch hatten sie die Lüneburger Heide erkundet und Walter Kempowski sowie Arno Schmidt nachgespürt („Landvermessung“, 2016). In ihrem zweiten Buch machten sie sich auf die Suche nach Wilhelm Busch („Laubengänge“, 2018) – und auch hier ernteten sie berechtigtes Lob. Jetzt also die Gebrüder Grimm. Gut zwei Wochen lang durchmaßen die „Satiriker auf Wanderschaft“ das Bundesland Hessen – mit Schnürschuhen, Stift und Kamera sowie einem guten Blick für das Skurrile jenseits des Ausgelatschten. Land und Leute werden aus nächster Nähe gezeigt, in Wort und Bild entsteht ein Landstrich, der – wie in den Vorgängerbüchern – exemplarisch für die deutsche Provinz stehen kann. Und wie nebenbei erhalten die Lesenden viele kulturhistorische Details zum Grimmschen Werk und seiner Bedeutung. Auch das Verhältnis der Brüder zueinander und ihre bisher nur wenig bekannten Obsessionen sind Thema der kurzweiligen Lektüre.
Los geht es in Hanau, wo das Bruderpaar, dem neben Volksliedern, Fabeln, Märchen und Sagen auch das umfangreichste Wörterbuch deutscher Sprache zu verdanken ist, seine Kindheit verbrachte. In einem italienischen Restaurant ordert Kromschröder eine „Pizza Brüder Grimm“ und will wissen, was das auf Italienisch heißt. „Fratelli Grimm!“, ruft eine Frau vom Nebentisch.
Auf dem Heimweg zum Hotel studieren die zwei Wanderer noch schnell das Sortiment einer Nachttankstelle und stoßen auf das Medium Bettina Kreuzer, die Matrixenergieheilung, Aura-Chirurgie und Jenseitskontakte anbietet. Und auf die Kurt-Blaum-Straße – Blaum war Hanaus Oberbürgermeister, wurde1933 von den Nazis abgesetzt und trat sein Amt nach Kriegsende wieder an. „Also vermutlich ein ehrenwerter Mann“, folgert Henschel. Es sind solche Fundstücke längs der Wandertrasse, die das Buch zu einem richtigen Schmöker machen. Ebenso wie die Fotos, die Kromschröder auch dieses Mal pfiffig einander gegenüberstellt, etwa einen Marienaltar und eine Wartebank mit einem Frank-Zappa-Graffito.
Wer die beiden sprach- und bildversierten Wandersleute live erleben möchte: Am 29. Januar, 20 Uhr, stellen sie ihre „Märchenwege“ im Bibliothekssaal der Uni Oldenburg vor. Das wird, es ist versprochen, unterhaltsam, lehrreich und lustig.

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