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Wochenzeitung DIABOLO:
Serie: Künstler von Hier
11 Fragen an … Beate Kuchs24.01.2019

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Serie: Künstler von Hier <br />11 Fragen an … Beate Kuchs

interview und foto  |  Karin Peters

Bunt wie der Zirkuswagen, in dem sie eine Zeitlang wohnte, gestaltet sich das Leben und Schaffen von Beate Kuchs. Geboren ist sie 1954 in Hamburg, wo sie Kunstpädagogik und Erziehungswissenschaften studierte. Doch statt ins Lehramt zog es die schaffenshungrige Kreative ins freie Künstlertum. Über ein geplantes Kinderbuch kam Kuchs zum Theater. Sie spielte auf der Straße und auf der Bühne, schuf Kostüme, Masken und Bühnenbilder für viele kleine und große Produktionen und entwickelte sogar eine eigene Clown-Figur. Mutig probierte sie sich immer wieder neu aus. „Ich kann das und mach das!“ gehört zu ihren Grundprinzipien. 1988 entdeckte sie für sich die Glaskunst. Der Werkstoff sei unerschöpflich in seinen gestalterischen Möglichkeiten, schwärmt die Künstlerin. Ihr erstes Atelier betrieb Kuchs in einem alten Bauernhaus auf dem Hunsrück. Dann, mit 60 Jahren, noch mal ein Wechsel nach Oldenburg. Gerade im letzten Jahr wurde sie hier als „Neue“ im Bund für Bildende Künstler vorgestellt.  

DIABOLO: Wie sind Sie zur Glaskunst gekommen?
Kuchs: Zu einem Zeitpunkt der Neuorientierung lernte ich einen Glaskünstler kennen. Wir wurden ein Paar und arbeiteten viele Jahre zusammen. Er hat mir die Grundlagen beigebracht. Viele Fortbildungen folgten, bis ich meinen eigenen Stil des ofengeformten Glases entwickeln konnte.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Kuchs: Ich bin nicht der Typ Künstler im Elfenbeinturm. Meine Kunst lebt von Kommunikation mit Menschen und mit dem Geschehen um mich herum. Das schließt auch große Fragen der Menschheit mit ein. Ich sehe Kunst nicht nur als Selbstzweck. Ich will Prozesse anstoßen. Ich gebe keine Erklärung. Kunst dient dem Prozess der Erkenntnis. Das klingt groß, meint aber manchmal auch nur: „Das ist schön, es berührt mich irgendwie.“ Das kann eine Erinnerung oder Emotion sein oder auch ein: Ja, so ist es.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Kuchs: Der Mensch interessiert mich, wie er oder sie sich fühlt, sich bewegt. Und dann Dinge,  die wir Menschen tun. Es ist mir nicht begreiflich, dass mutwillig und zum Teil unwiderbringlich zerstört wird, was uns nicht gehört. Die Erde und die Schöpfung gehören sich selbst, das schließt uns Menschen ein. Die Schönheit des Wassers in seiner formlosen Bewegung, zu Eis in neue Farb-und Formenwelten erstarrt, fasziniert mich und ich arbeite seit vielen Jahren an diesem Thema. Wasser ist Leben und enthält viele Informationen. Die Vergänglichkeit als ein Aspekt des Werdens fasziniert mich. Was ist Leben, wie kann ich es sehen, darstellen?
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Kuchs: Ich kam nach Oldenburg, weil ich mich nach Ateliergemeinsamkeit gesehnt habe, nach einem Umfeld kreativen Schaffens und mehr Öffentlichkeit. Das habe ich hier in der Alten Brennerei Hilbers gefunden.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Kuchs: Ich erzähle meine Geschichten, setze meine Bilder um. Ich denke, die Authentizität ist mein Stil. Und mit dem Material Glas arbeite ich recht unkonventionell. Ich bin eine Künstlerin, die mit Glas arbeitet und diesem Material eine Seele einhaucht.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Kuchs: Mit Sicherheit die Aufträge für Kunst am Bau, die ich bisher ausführen durfte. Das erste Projekt war ein Gebäude in Birkenfeld, in dem unter anderem ein Malermuseum unterbracht ist. Ich habe mich intensiv mit dem Maler auseinandergesetzt und seine Spuren in einem Glasfenster und Wandleuchten verewigt. Das Schwimmbad einer Förderschule bekam ein großes Comic-Wandbild. Die Mensa eines Gymnasiums in Idar-Oberstein eine Glastrennwand, auf der Lebenswege skizziert sind. Immer habe ich mit meiner Kunst eine Verbindung geschaffen zwischen dem Bau, seinem Zweck und den Menschen darin.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Kuchs: Ich wurde beauftragt, zwei Preise für Musik und Theater zu gestalten für die Kulturbörse NordWest, welche vom 15. bis 18.Februar 2020 erstmalig in Oldenburg stattfinden wird. Das hat mich sehr gefreut. Parallel wurde ich angefragt, ein Glasfenster für eine Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in Norddeutschland zu gestalten. Das sind immer Projekte mit sehr viel Vorlauf.  
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Kuchs: Interessierte können mich gern in meinem Atelier in der Alten Brennerei in Oldenburg-Etzhorn besuchen – jeden ersten Sonntag im Monat oder nach Voranmeldung.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Kuchs: Erfolg ist für mich existenziell. Der Erfolg für die Seele sind der Applaus im Theater, die Anerkennung, Lob und Kritik, Gespräche, die in meinem  Atelier und auf  Ausstellungen stattfinden.  Aber auch die Wertschätzung meiner Kunst und meiner künstlerischen Tätigkeit als Beitrag zur Gesellschaft und Kultur in der ich lebe. Erfolg in wirtschaftlicher Hinsicht ist der Ankauf meiner Arbeiten – Berufskünstler bekommen nun mal kein festes Gehalt. Außerdem ist Erfolg für mich das Hinterlassen von sichtbaren Spuren durch meine Kunst.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Kuchs: Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt hier. Ich hatte nicht das Gefühl, in einer fremden Stadt zu landen, obwohl ich vorher nie in Oldenburg gewesen war. Dieser Ort bildet für mich die  Mitte zwischen der Hektik der Großstadt, in der ich aufgewachsen bin und dem geruhsamen und experimentellen Landleben, dass ich auch hatte.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Kuchs: Ich wünsche mir noch viele Aufträge, die mich als Künstlerin herausfordern und angemessen honoriert werden. Mein Plan ist, so lange mit Freude arbeiten zu können, wie es geht und meine Vision erfüllt sich seit 40 Jahren, nämlich von und mit meiner Kunst, meinem Schaffen zu leben.

Kontakt: www.glasatelier-kuchs.de

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