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Wochenzeitung DIABOLO:
Nicht mit uns
Szenische Lesung zur Kriegsdienstverweigerung01.11.2018

text  |  Christoph Kienemann

Der Erste Weltkrieg forderte in nur vier Jahren fast 20 Millionen Todesopfer und weitere 20 Millionen Verwundete. Besonders im Deutschen Kaiserreich zogen viele junge Männer begeistert in den Krieg. Sich dem Dienst an der Waffe zu entziehen, weder töten, noch für das Vaterland sterben zu wollen, war die Ausnahme. Dennoch brachten über 600.000 Menschen den Mut auf, den Dienst an der Waffe zu verweigern.

Erinnert man sich in Deutschland an den Ersten Weltkrieg, dann stehen vor allem die Geschehnisse an der Westfront im Vordergrund. Der jahrelange Stellungskrieg forderte Millionen von Opfern. Blickt man auf das Ende des Krieges im Jahr 1918 zurück, dann stehen vor allem die Versailler Verträge im Mittelpunkt der öffentlichen Erinnerung. Dabei wird allzu oft vergessen, dass sich am Ende des Krieges zum ersten Mal eine breite Bewegung gegen den Krieg entwickelte und tausende von Männern den Dienst an der Waffe verweigerten. So gab der Kieler Matrosenaufstand den Startschuss für die Novemberrevolution im Deutschen Kaiserreich und läutete damit das Ende der hohenzollern’schen Monarchie ein. Nachdem die deutsche Marineführung am 24. Oktober des Jahres 1918 die Kriegsmarine zu einer Entscheidungsschlacht gen England aufbrechen lassen wollte, verweigerten die Matrosen ihr die Gefolgschaft. Die Admirale kümmerten sich nicht um den Willen der neuen Reichsregierung, einen Waffenstillstand anzustreben. Durch die Weigerung der Matrosen in den Krieg zu ziehen, konnte das Leben von Zehntausenden Soldaten gerettet werden.
Unter dem Titel „Krieg? Ohne uns“ wollen Rudi Friedrich und Talib Richard an die Menschen erinnern, die während des Ersten Weltkrieges den Dienst an der Waffe verweigerten. Friedrich und Richard werden dabei aus den Werken von Kriegsdienstverweigerern lesen und dadurch einen Einblick in die Zeit des Kaiserreiches geben. Gelesen wird unter anderem aus dem Werk „Der Überläufer“ von Wilhelm Lehmann. Der Schriftsteller und Lehrer war lange Zeit vom Kriegsdienst befreit, bevor er im Jahr 1917 zur Infanterie eingezogen wurde. Bei seinem ersten Einsatz an der Front im Jahr 1918 desertierte Lehmann und hielt seine Erlebnisse in seinem Buch fest. „Der Überläufer“ konnte allerdings erst im Jahr 1962 in der Bundesrepublik erscheinen, da die behandelte Thematik noch lange Zeit als zu brisant galt. Ebenfalls gelesen wird aus den Erinnerungen des Frontsoldaten Dominik Richert. Unter dem Titel „Beste Gelegenheit zum Sterben“wurden letztere erst im Jahr 1989 veröffentlicht und geben einen Einblick in die Erfahrungen der kleinen Soldaten. Richert desertierte im Juli 1918 und ging in französische Gefangenschaft. Hierfür wurde er von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt. Ernst Toller gilt mit seinen Dramen als einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Expressionismus in der Weimarer Republik. Während des Ersten Weltkrieges gründete Toller bereits den „Kulturpolitischen Bund der Jugend in Deutschland“, um sich pazifistisch zu engagieren. Seine Erinnerung an den Krieg schrieb Toller in „Eine Jugend in Deutschland“ nieder. Mit ihrer szenischen Lesung wollen Rudi Friedrich und Talib Richard nun an die Menschen erinnern, die sich gegen die Logik des Krieges stellten und die im kollektiven Gedächtnis der Nation viel zu selten vorkommen. Die szenische Lesung wird durch den Verein Connection organisiert, der sich seit 25 Jahren für ein umfassendes Recht auf Kriegsdienstverweigerung einsetzt.

Krieg? Ohne uns!
Di. 6.11., 18.30 Uhr, Garnisonskirche, OL

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