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Schichten freilegen16.08.2023



Text und Foto: Britta Lübbers
Derzeit ist der Hochschullehrer für Altes Testament, Theologie und Archäologie mit einer Gruppe von 20 Oldenburger Studierenden vor Ort. Grabungsdirektor ist Hensels israelischer Partner Dr. Igor Kreimerman von der Hebräischen Universität Jerusalem, die den Auftrag für das Projekt erteilt hat. Im 13. Jahrhundert v. Chr. wurden Ober- und Unterstadt zerstört. Ziel der diesjährigen Exkursion ist es, die Neubesiedlung zu untersuchen. Drei Wochen werden die Studentinnen und Studenten Erdschichten freilegen und sprichwörtlich in die Geschichte des faszinierenden Areals in Ober-Galiläa vordringen. In Hazor sollen um 1800 v. Chr. mindestens 20.000 Menschen gelebt haben. Sie waren international vernetzt und betrieben globalen Handel, ihre Verbindungen reichten bis in den Iran, was u.a. durch Tontafeln belegt ist. Seit 2005 gehört Hazor zum Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. Die Grabungsstätte lässt das Herz von Archäologinnen und Theologen höherschlagen. Das gilt auch für Benedikt Hensel, der bereits andere Projekte in Israel und Jordanien durchgeführt hat. Auch war er Gastwissenschaftler an den Universitäten Tel Aviv und Haifa. Was genau sind seine Aufgaben als Ko-Direktor? „Es gibt verschiedene Bereiche, die in meine Zuständigkeit fallen“, sagt er. Hensel betreut z.B. wissenschaftliche Arbeiten, begleitet Teams und kümmert sich um Fördergelder. Im Jahr 1977 erklärte der damalige Grabungsleiter Yigael Yadin gegenüber dem Magazin „Spiegel“, es brauche wohl noch 500 Jahre, um Hazor vollständig zu erforschen. Ist das nicht eine demotivierende Aussicht? Hensel lacht. „Heute haben wir einen anderen Ansatz.“ Das archäologische Vorgehen sei inzwischen deutlich verfeinert. „Mit Sonarmethoden können wir sauberer arbeiten, gezielter und exakter vorankommen. Es dauert zwar länger, dafür ermitteln wir weitaus mehr Details.“ Die Grabungsfläche wird nicht als Ganzes untersucht, stattdessen liegt der Fokus auf ausgewählten Arealen.
Doch geht es nicht nur um das Freilegen gewesener Strukturen, auch die Gegenwart spielt eine wichtige Rolle für die Exkursionsgruppe, insbesondere der multikulturelle und interreligiöse Dialog. Auf dem Programm steht z.B. ein Diskussionsvortrag mit der Schriftstellerin Susan Nathan („Sie schenkten mir Dornen. Ausgegrenzt im Land der Verheißung“) und ein Gespräch mit der deutsch-israelischen Autorin Lea Fleischmann über „Einflüsse der religiösen Atmosphäre Jerusalems auf das schriftstellerische Schaffen“. Die Studierenden besichtigen Stätten, die für die drei Weltreligionen in Israel bedeutsam sind, und sie diskutieren mit Vertreterinnen und Vertretern des Judentums, des Christentums und des Islam. Diese Begegnungen seien ebenso wichtig wie die Grabung, betont Benedikt Hensel. Auch die Gedenkstätte Yad Vashem werden die Studierenden des Oldenburger Instituts für Theologie und Religionspädagogik besuchen. Nun ist die Lage in Israel angespannt wie selten. Noch nie war eine Regierung so rechts und derart radikal religiös. Hunderttausende Israelis demonstrieren seit Monaten gegen die Justizreform. Wird dies ein Thema sein in den Begegnungen? „Auf jeden Fall“, sagt Benedikt Hensel. Die Studentinnen und Studenten hätten sich in Seminaren sehr gut auf ihren Besuch vorbereitet. Die Situation im Land sorge auch im multinationalen Team der Grabungsstätte für Gesprächsstoff. Wie ein Land regiert werde, habe zudem Einfluss auf die Ausstattung von Universitäten und die Freiheit der Wissenschaft, gibt Hensel zu bedenken. „Es sind heikle Themen, aber wir werden sie ansprechen.“

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