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Wochenzeitung DIABOLO:
Serie: Künstler von Hier
11 Fragen an … Alexander Goretzki10.01.2019

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Serie: Künstler von Hier <br />11 Fragen an … Alexander Goretzki

interview und foto  |  Karin Peters

Alexander Goretzki gehört zu jenen Künstlern, die ihre Gedanken und Gefühle in unterschiedlichsten Disziplinen zum Ausdruck bringen können. So ist der freischaffende Musiker nicht nur als Komponist, Pianist, Sänger und Arrangeur für Theater, Film und Tanzprojekte unterwegs – sondern zunehmend auch in Schauspiel, Sprache, Performance und sogar in der Bildenden Kunst. 1966 in Hamburg geboren studierte er Klavier und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, wo er später als Lehrbeauftragter tätig war. Es folgten Engagements und Produktionen in großen deutschen Städten, aber auch Zürich, Lissabon oder Rio de Janeiro. Durch ein Gastspiel im Theater Wrede kam er 2007 schließlich nach Oldenburg. Als Künstler durchbricht Goretzki gern mal die „üblichen“ Erwartungen und Regularien, liebt außergewöhnliche Orte und interdisziplinäre Überschneidungen. Allein sein musikalisches Spektrum erstreckt sich vom Kinderlied über argentinischen Tango und klassische Klavierkonzerte bis hin zu Rhythm & Blues sowie die Leitung des Shanty-Chor Oldenburg. Für ihn sei Musik nicht nur Kunstform, „sondern eine Art, die Welt wahrzunehmen.“  

DIABOLO: Wie sind Sie zur Musik  gekommen?
Goretzki: Meine Eltern haben großen Wert darauf gelegt, dass wir Kinder Klavierunterricht erhalten. Als ich ungefähr 17 war, hat mein Klavierlehrer mir ein Musikstudium nahegelegt. Übrigens wollte ich nach zwei Semestern in Hannover bereits wieder aufhören und auf Physik oder Maschinenbau umsatteln. Aber dann habe ich aufgrund einiger intensiver Klaviererlebnisse doch weiter gemacht.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Goretzki: Ich wünsche, dass Musik ernst genommen wird als reflektierendes und diskursives Medium in unserer Gesellschaft. Das gelingt allerdings nur selten. Oft erlebe ich, dass Musik als schmückendes Beiwerk missverstanden wird – oder aber, wo es um reine Konzertmusik geht, als abgehobene, elitäre Kunst. Das ist wahrscheinlich der Grund für mein „zentrifugales Verhalten“. Was ich damit meine: Im Zentrum stehen für mich die Musik und die Musikpädagogik. Aber es zieht mich immer mehr aus diesem Zentrum weg, hin zur Sprache, zur Performance, zur bildenden Kunst. Von dort kehre ich allerdings immer wieder begeistert zur Musik zurück. Sie ist aber dann irgendwie eine andere: Sie ist kontextualisiert, steht in einem anderen Zusammenhang mit der Welt, mit meinem Leben.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Goretzki: Als ausübender Musiker zum Einen: Unsere Welt, die Natur, insbesondere der Wald und der Ozean. Ich möchten diesen Sphären nahe kommen, gedanklich, sprachlich, musikalisch in Klang-, Denk- und Körperbildern. Wir müssen die Liebe zur Erde in uns entdecken, wenn wir sie retten wollen. Zweitens: Weltmusik, Multikulturalität, Heimat, Nation – in dieser Reihenfolge. Nachdem ich mich anderen Kulturen als der mitteleuropäischen geöffnet habe, erwachte in mir ein authentisches, wirklich im Gefühl erfasstes Interesse an meinen eigenen Lebenswurzeln. Ich glaube, ein zeitgemäßes Verständnis erfordert eine Öffnung gegenüber der multikulturellen Realität, bevor wir in die tieferen Schichten unserer seelischen Wirklichkeit hineinblicken, oder besser: hineinhorchen. Ein dritter Schwerpunkt ist die Erarbeitung menschlicher Gefühls- und Gedankengebäude, Weltanschauungen, Philosophien. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Musik wirklich neue Erkenntniswege erschließen kann.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Goretzki: Teilweise in meinem Arbeitsraum, oft aber auch unterwegs, sehr gerne im  Zug. Jede Zugfahrt hat für mich das Potenzial zu einem Mini-Workshop: Grafische Skizzen, Notenskizzen, Brainstorming, Kompositionsideen, Texte oder Töne lernen...nichts ist unmöglich, wenn ein Minimum an Platz gegeben ist.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Goretzki: Arbeiten unter Hochdruck, kreative und logistische, planerische, konzeptionelle Prozesse miteinander verschränken. Manchmal entstehen dann Beziehungen zwischen womöglich ganz unterschiedlichen Themen, wodurch unter Umständen irgendeine tiefere Wahrheit aufscheint.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Goretzki: Die Filmmusik für das mosambikanische Bürgerkriegsdrama „Terra Sonâmbula“ von Tereza Prata. Und vielleicht die Veranstaltungs-Trilogie „Im Treibeis Bengalens“ am Museum Rietberg in Zürich 2008.  
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Goretzki: Gerade heute Abend bin ich zuerst mit meinem Chor „Vierteltöne“ und der Band „Nobody‘s Child“ im Cadillac, danach begleite ich das Ohmsteder Vokalensemble und den Chor der Jüdischen Gemeinde in Oldenburg beim gemeinsamen Konzert „Willkommen Shalom Salam“ im Forum St. Peter. Für‘s kommende Jahr stehen viele Projekte auf der Agenda. Mit meinem jüdischen Kollegen Ronen Temerson plane ich eine Theaterproduktion und eine Lesung. Außerdem bringen wir ein rein musikalisches Programm „Zwischen Heimat und L‘Chajm!“ über deutsches und hebräisches, jüdisches und nichtjüdisches Leben und Empfinden neu heraus.
DIABOLO: Wo ist Ihre Musik zu hören?
Goretzki: Immer wieder im Theater Wrede und in hauseigenen Produktionen oder solchen des „Ensemble Ko.produkt“. Im Februar mit dem interkulturellen Ensemble „Global Music Player Allstars“ im Cadillac. Von Zeit zu Zeit im Forum St. Peter. Manchmal in meiner eigenen Veranstaltungsreihe „Werkstatt Wohnzimmer“. Vieles ist auch auf CD und im Internet zu hören.  
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Goretzki: Sobald ein Mensch im Publikum sich bewegt zeigt und es im besten Falle auch mitteilt. Sobald er oder sie ein inneres Erlebnis hat, das ihn oder sie zu irgendetwas motiviert – neuen Gedanken oder Perspektiven – würde ich von Erfolg sprechen.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstler in Oldenburg?
Goretzki: Als Künstler lebt es sich in Oldenburg ganz gut, finde ich – es gibt offene Ohren und Neugier für sehr vieles.  
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Goretzki: Ein Wunsch wird 2019 wahr – nämlich eine kleine aber öffentliche Ausstellung mit Bleistiftzeichnungen aus vier Jahrzehnten. Meine beiden Soloproduktionen über die weltweiten Netzwerke „Wald“ und „Meer“ wollen dringend wieder gespielt werden. Dafür suche ich nach Wegen der Kommunikation, der Bewerbung und Verbreitung.

Kontakt: www.klangwerft.org

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