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Bleibt Familiensache28.05.2025

Text und Foto: Thea Drexhage


Mit ihm geht auch Wieland Möhlmann, der Scheibenkleister seit dem Tod von Akka Beckmann weiterführte.
An der Cloppenburger Straße übernehmen die Brüder Thilo Kelling (53) und Götz Kelling-Urban (56) das Ruder – und sie haben richtig viel vor. Die deutlich größeren Räume bieten viele Möglichkeiten, so wird das Musiksortiment ausgeweitet. Während es im Scheibenkleister zuletzt nur noch Gebrauchtware gab, werden nun auch wieder neue Pressungen angeboten, denn Vinyl-Sammeln heißt längst nicht mehr nur alten Raritäten nachzujagen, sondern auch darauf zu pokern, welche neuen Veröffentlichungen irgendwann im Wert steigen könnten. Vinyl – das ist längst nicht mehr nur das schwarze Plastik – Schallplatten werden in allen möglichen Varianten gepresst, bunt, gefüllt, bedruckt und oft eben auch limitiert und auf einzelne Länder, Kontinente oder sogar Händler begrenzt. Thilo Kelling hat genau verstanden, was die Plattencommunity sich wünscht, und möchte das Angebot im neuen Scheibenkleister so breit wie möglich halten – was nicht vorrätig ist, wird bestellt (sofern lieferbar). Auch CDs wird es weiterhin neu und gebraucht geben, auch wenn Kelling weiß, dass die letzten Stunden der silbernen Scheibe geschlagen haben: „Irgendwann wird es nur noch zwei Gruppen geben. Die, denen Radiohören oder Streamen genügt und die, die gern etwas in der Hand halten wollen. Da bleibt dann nur die Schallplatte. In den letzten Jahren wurden in England beispielsweise mehr Schallplatten als CDs verkauft. Aber es wird auch Sammler für CDs geben, wenn diese irgendwann nicht mehr nachproduziert werden.“
Sein Bruder Götz kümmert sich hingegen darum, dass die angebotene Ware auch optimal erklingen kann. Der Profimusiker/Cellist hat bereits in der Schweiz und in Bremen gutes Hifi-Equipment unter die Leute gebracht  und freut sich nun, dass er in Oldenburg einen Platz hat, wo er nicht nur spannende Geräte für kleinere und ganz große Geldbeutel anbieten kann, sondern auch die Möglichkeit hat, einen Raum für Ultra-High-End Produkte zum Probehören einzurichten. „Der Kauf einer optimalen Stereoanlage hört aber nicht an der Ladentür auf. Auch die Raumakustik daheim spielt eine große Rolle, Dafür wird es Raummessprogramme geben, genau wie schicke Absorber und Diffuser.“, erzählt er.
Generell soll es im neuen Scheibenkleister nicht nur um den Konsum gehen. Es soll ebenso ein Raum werden, in dem Musiknerds zusammenkommen, ein Käffchen trinken und sich austauschen können. Eine Lounge im vorderen Ladenbereich soll genauso zum Verweilen einladen, wie die zahlreichen Events, die die beiden bereits in ihren Köpfen geplant haben. So sind Vinylabende möglich, wo entweder spannende neue Veröffentlichungen auf dem Plattenteller landen oder Kunden ihre Lieblingsplatten mitbringen können. Auch Hifi-Hersteller sollen bei Listening-Partys ihre Geräte präsentieren können. Lesungen, Signierstunden, In-Store-Gigs, Kunstevents, alles vorstellbar, sollten die Rahmenbedingungen passen. Doch bis es so weit ist, ist noch viel zu tun. Die übernommenen Möbel und Waren aus dem alten Laden müssen verräumt und durch neue Sachen ergänzt werden und dann gilt es, sich am neuen Standort zu etablieren. Das sollte für den Bremerhavener Thilo Kelling, der eigentlich aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich kommt, ja kein Problem sein. Nicht nur, weil er beruflich weiß, was zu tun ist, sondern weil er auch kein Unbekannter in der Oldenburger Plattenszene ist. Er selbst ist seit den 80ern Kunde bei Scheibenkleister gewesen, seine Cousine heiratete später sogar Akka. „Das war aber nicht meine Schuld!“, ergänzt er lachend. Und auch, wenn Wieland Möhlmann nicht mehr hinterm Tresen stehen wird, sein Bruder Gerriet, der ebenfalls im alten Laden arbeitete, wird auch im neuen Scheibenkleister weitermachen. Es ist also nicht alles neu und irgendwie bleibt’s dann auch familiär!