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„In die andere Richtung jetzt“ von Navid Kermani28.05.2025
Interview & Foto Thea Drexhage
MoX: Wovon handelt das Buch?
Andreas Holtz: Navid Kermani, ist Ethnologie, Orientalist, Philosoph und gleichzeitig auch ein großer Liebhaber von Musik und ist auf allen Kontinenten auf Reisen gewesen - hier Südostafrika. Er beginnt seine Reise auf den Komoren, setzt sie fort auf Madagaskar und geht dann auf das Festland von Mosambik bis hoch in den Sudan. Er beschäftigt sich eingangs mit der Frage woher zentral die Armut und das Leid des Afrikanischen Kontinents kommt. Sind es die immer noch anhaltenden Auswirkungen des Kolonialismus oder ist es selbstverschuldetes Leid dadurch, dass die Staaten selbst diese Korruption führen und keine eigenen Lösungen anbieten? Kermani kommt nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema ganz klar zu der Antwort, dass die Auswirkungen des Kolonialismus und die Menschheitsverbrechen, bis heute im Großen und Ganzen ungesühnt, so viele verdichtende Ursachen geleistet haben, dass die Schuld bei uns, den Menschen der nördlichen Hemisphäre liegt und dass wir leider kaum noch bereit sind, aus dieser geschichtlichen Verantwortung heraus Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Er nennt Beispiele: selbst ein Kulturvorzeigebetrieb wie der Staatlich Preußische Kulturverein in Berlin hat nur 1,5 Stellen für Provenienzforschung. Es lagern zahllose Artefakte gegen den Willen afrikanischer Staaten hier in Deutschland, darunter schlimme Dinge wie 25.000 Totenköpfe, von Menschen, die von deutschen Schlächtern in endlosen Bürger-kriegen umgebracht wurden. Allein in Tansania gab es bei der Niederschlagung eines Bürger-krieges über 300.000 tote Bewohner. Es wurde unfassbares Leid angerichtet. Damit beschäftigt sich der Autor, ebenso wie mit der Frage, wie Politik und Religion zusammenleben und welchen Einfluss der Glaube hat. Das ist Navid Kermani immer ein ganz großes Anliegen, das spirituelle der Welt und die Bedeutung der Religion zu erklären.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Andreas Holtz: Ich schätze Navid Kermani unter anderem wegen eines Buches über einen der größten Musiker unserer Zeit: Neil Young und bin ihm auch in vielen seiner Aufsätze für Die Süddeutsche und Die Zeit begegnet. Als ich das Buch und das tolle Thema Afrika sah, wollte ich es gern lesen. Das Thema scheint ja manchmal vergessen, alle haben mit der nördlichen Welt zu tun und den aufkeimenden Populisten ob nun in Russland oder den USA. Nach ein oder zwei Seiten merkt man bereits, was Kermani für ein fantastischer Rhetoriker ist, wie brillant er mit Sprache umgeht. Es ist sehr bewegend, wie er komplexeste Zusammenhänge auf den Punkt bringen kann. Er ist ein sehr empathischer Mensch, der auch in schwierigen Situationen den richtigen Ton trifft.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Andreas Holtz: Ich denke dieses Buch geht uns alle etwas an. Es ist sicherlich ein Buch für Menschen, die sich für die Welt und politisch-gesellschaftlich-religiöse Zusammenhänge interessieren. Es ist sicherlich auch ein Leckerbissen für die vielen Menschen die sich für großartige Reisejournalisten/-autoren wie Bruce Chatwin oder Redmond O’Hanlon interessieren.