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Menschen

„Der Karpfen“ von Siegfried Lenz25.07.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage


Als Märchen angelegt, kann der Junge sich von Vögeln ziehen lassen und mit Fischen reden, allerdings bekommt er weder vom Menschen noch vom Fisch eine Antwort auf die Frage, wie er zu der Fischblase kommt. Beim abenteuerlichen Schwimmen durch den See begegnet er vielen Tieren. Mit Drohungen und Bestechungen gelingt es dem Jungen zuletzt doch noch, vom Karpfen eine Blase zu bekommen, nur ist sie zu groß und beim Verkleinern geht etwas schief, so. bleibt beim Menschen nur der Blinddarm übrig. Lenz, der das Buch nach dem Krieg 1948 geschrieben hat, knüpft an seine Heimat in Masuren an. Man spürt die Sehnsucht nach den Wäldern und Seen und den Fischen, zu denen Lenz schon immer eine Beziehung hatte. Im späteren Alter hat Lenz auch nicht mehr geangelt, sich aber Karpfen gehalten und Helmut Schmidt bei einer Begegnung verraten, dass Karpfen Menschen riechen können. Wie wir heute wissen, können Fische Gesichter erkennen, und sich eine Zeitlang zurückerinnern, aber bei Lenz ist es ja ein Märchen und damit können Grenzen überschritten werden. Erstaunlich ist die ökologische Seite des 1948 geschriebenen Textes, der lange verschollen war und nur als Hörspiel für Kinder gesendet wurde. Den Fischen werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben, wie dem eitlen Neunauge, das für einen Spiegel das Geheimnis der Fischblase verrät. Insbesondere aber rührt die Geschichte eines Krebses, der auch damals schon im Wegwerfmüll - einer Konservendose sitzt- und sich daran geschnitten hat und seine Schere in einer Schlinge aus einem Halm gebastelt hat und Schmerzen erleidet. Ein tiefgründiger Text, der viele Fragen nach dem Verhältnis Mensch und Tier aufwirft.
 
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Zwantine Lübbers: Das Siegfried Lenz einen Text für Kinder geschaffen hat, als Märchen, in dem es nur um die Fische geht und einen kleinen Jungen, fand ich ganz bezaubernd. Das kann man wunderbar im Urlaub lesen, wenn man sich sowieso oft mit dem Wasser beschäftigt. Auch der ökologische Aspekt aus der heutigen Sicht ist spannend. Es ist eine leichte Lektüre mit tiefgründigen Gedanken und Hintergründen.
 
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Zwantine Lübbers: Wir haben hier diese wunderschöne, gebundene und illustrierte Ausgabe, die ich sehr oft verkaufe. Diese habe ich dann natürlich auch gern gelesen.
 
MoX: Wem würden Sie die Bücher empfehlen?
Zwantine Lübbers: In der vorliegenden Ausgabe der Büchergilde richtet sich das Buch eher an Erwachsene, diese bibliophile, illustrierte Ausgabe ist nicht unbedingt an Kinder gerichtet. Der Text selbst ist für Kinder ab 9 Jahren geeignet und sollte von Erwachsenen mit Kindern diskutiert werden. Ein Juwel, wie die Zeitungen bei Erscheinen des Texts berichten, denn er galt lange als verschollen.

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