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Wer ist eigentlich... Renate Vossler12.07.2023



Text und Foto: Thea Drexhage


Während ihres Diplomstudiums der Pädagogik mit Schwerpunkt Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung lernte Renate Vossler die damalige Frauenbeauftragte Annette Fischer kennen und konnte sich direkt vorstellen, auch in diesem Bereich zu arbeiten. So führte der Weg nach der Uni ziemlich schnell zur Stadt, wo sie im inForum Bildungs- und Kulturarbeit mit älteren Menschen leistete, bevor schließlich 2001 im damaligen Frauenbüro eine Stelle frei wurde. Obwohl sich während dieser Zeit die Inhalte der Arbeit nur wenig geändert haben, hat sich zumindest strukturell einiges getan. „Früher war ich hier zum Beispiel auch für die Gewaltberatung zuständig und habe Frauen und Männern beim Wiedereinstieg in das Berufsleben nach der Familienphase geholfen. Insbesondere bei der Beratungs- und Koordinationsstelle gegen Häusliche Gewalt kann durch den proaktiven Ansatz noch viel mehr erreicht werden. “, so Renate Vossler. Zu den Daueraufgaben gehört die interne Frauenförderung in der Stadtverwaltung. So ist das Gleichstellungsbüro zum Beispiel an allen Auswahlverfahren beteiligt, wenn Stellen in der Stadtverwaltung besetzt werden. Dazu kommen die Öffentlichkeitsarbeit und die Sensibilisierung für nach wie vor drückende Themen wie Gewalt an Frauen oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn in diesem Bereich gibt es noch immer die fast gleichen Fragen und Probleme wie vor während es nach außen scheint, als würde das gesellschaftliche Bewusstsein für Gleichberechtigung wachsen, entstehen durch Internet und Soziale Medien ganz neue Probleme und Fragestellungen, die es zu erschließen gilt. Angefangen von Algorithmen in Sozialen Medien, die Frauen durchaus benachteiligen und beispielsweise Bilder löschen, weil Fotos von FLINTA* als anzüglicher gewertet werden als jene von männlich gelesenen Personen, bis hin zu den Kommentarspalten bei aktuellen Themen wie gendergerechter Sprache. „Aufzuzeigen und bestenfalls zu verhindern, wie KI Geschlechterrollenstereotype reproduziert, wird eine der großen Herausforderungen für die nahe Zukunft sein.“, so Vossler. Bei so etwas nicht den Kopf in den Sand zu stecken ist die große Kunst. „Ein starkes Team um sich haben und auch kleine Erfolge zu feiern, das hilft, genau wie die positive Rückmeldung von außen. Klar werden auch wir zwischendurch mal richtig sauer, aber daraus entsteht auch neue Energie, die uns weiterbringt.“, sagt die 59-Jährige. Und diese Energie hilft dann dabei, neue Projekte in der Stadt 20 Jahren. Und zu starten, was zu den Lieblingsaufgaben von Renate Vossler zählt: „Vorreiterin zu sein und etwas Neues zu schaffen ist natürlich toll. So konnten wir in Oldenburg als eine der ersten Kommunen in Deutschland einen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt durchsetzen.“ Zusätzlich ist es ebenso spannend zu schauen, was an anderen Stellen in Deutschland getan wird. So konnte unter anderem die Initiative „Kein Kompliment“ gegen Catcalling, die in Salzgitter ins Leben gerufen wurde, auch in Oldenburg umgesetzt werden. Dennoch ist es nicht immer einfach, neue Ideen und Lösungsansätze für altbekannte Fragestellungen zu finden. „Während der Pandemie hat zum Beispiel eine Retraditionalisierung in Partnerschaften und Familie stattgefunden. Sich davon nicht frustrieren zu lassen, ist eine große Herausforderung.“, erklärt sie. Dass Renate Vossler einmal auf diesem Gebiet arbeiten würde, war ihr nicht immer klar. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, bevor sie ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholte. Nach der Geburt ihrer Tochter begann sie ein Germanistik- und Geschichtsstudium, bevor sie schließlich merkte, dass die Diplompädagogik doch mehr der eigenen Lebensrealität entspricht. Außer für ihre Berufsschule und zwei Auslandssemestern in den USA, hat Renate Vossler Oldenburg nie verlassen. „Ich war alleinerziehend und hatte hier ein gut funktionierendes Netzwerk. Da hat mir der Mut gefehlt, woanders ganz neu anzufangen.“, gesteht sie. In Oldenburg zu bleiben, ist aber keineswegs eine schlechte Entscheidung gewesen. Betrachtet man Renate Vosslers Interessen wie das Radfahren, Kino oder das Theater, gibt es wohl kaum eine passendere Stadt. Besonders das Staatstheater mit der spannenden Ballett-Sparte haben es ihr angetan. Dass dafür Zeit bleibt ist verwunderlich, hört man die Oldenburgerin über ihre zahlreichen Pläne und Projekte für die Zukunft sprechen. „Ich bin gerade dabei eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Gender, Klima und Gesundheit“ zu konzipieren. Auch Frauennetzwerke möchten wir gerne mehr stärken und für die Themen Brustkrebs und Essstörungen zu sensibilisieren gehört zu den Prioritäten.“, so Renate Vossler. Und auch Männer mehr in die Gleichstellungsarbeit einzubinden, steht noch auf der Agenda. So wird das Team jüngst von einem Mann unterstützt. „Denkt man beispielsweise an Equal Pay wird das oft als Frauenthema verortet. Ich denke aber der Familie geht da gemeinsames Einkommen verloren. Wenn Frauen gerecht bezahlt werden würden, könnten Männer vielleicht weniger arbeiten und würden so auch davon profitieren. Da müssen wir noch einiges tun!“

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