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Es braucht solche Räume24.01.2024



Das Jahr 2024 startet unter keinem guten Licht. Neben den drohenden Einschränkungen in der Kulturförderung im Land Niedersachsen, noch mehr Clubs und Festivals in die Knie zu treiben, deckte Correctiv ein Treffen von Nazis und u.a. AFD-Politikern auf, die Abschiebungspläne für unzählige Menschen anderer Ethnien oder Gesinnungen planen – dazu kommen Forsaumfragewerte in der die Partei erschreckende 22% erreichte. Das sollte jedem Normaldenkenden auf’s Gemüt schlagen, aber gerade junge Menschen in ländlichen Strukturen, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, sich den großen Demos in den Städten anzuschließen, werden in dieser Zeit oft allein gelassen.
Deshalb braucht es, gerade fernab der Metropolen Räume, die eben diesen jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich mit ähnlich Denkenden und Fühlenden zu treffen, um zu sehen, dass es eben auch die andere Seite, die gute Seite gibt. Einer solcher Räume ist das Zollhaus in Leer, wie man am Abend des 18.1. bei dem Konzert der Band Fjørt, die nicht davor zurückscheuen sich laut und politisch zu äußern, sehen konnte.
Es ist das eine, wenn man solche Künstler in Berlin, Bremen, Hamburg tief in der eigenen Blase sieht und dort in einem geschützen Raum mit immer den gleichen Leuten „Nazis raus“ ruft und danach in seinem hippen links-grünen Kiez nach Hause geht oder ob man kilometerweit über die Dörfer juckeln muss, um für einen Abend ein paar gleichgesinnte zu finden. In der Ostfriesischen Kleinstadt, wohin sich ohne engagierte Leute vermutlich nur wenige Künstler *innen verirren würden, weil man in Leer im Vergleich zu Bremen vielleicht nicht direkt nen ganzen Laden ausverkauft, erlebt man an diesem Abend einen Raum voll verschiedenster Leute. Junge Menschen unterschiedlichster Backgrounds, die vielleicht noch ihren eigenen Platz in dieser merkwürdigen Gesellschaft finden müssen, mischen sich zwischen hartgesottene Fans und auch ältere, lokale Gäste, die neugierig sind, was da mal wieder im Zollhaus passiert, lassen sich zahlreich blicken. Auf einen gemeinsamen Nenner können sich an diesem Abend alle einigen: niemand mag Nazis, niemand mag das, was derzeit außerhalb dieser vier Clubwände passiert. Nicht nur Fjørt machen ihrem Ärger über die 22% Luft, auch die Vorband Kochkraft durch KMA, deren Schlagzeuger Beray Habip zwar in Deutschland geboren ist, aber wohl trotzdem in das Muster der „Remigrationspläne“ fallen würde, halten sich nicht zurück, ihren Frust rauszuschreien und zu tanzen. Die beiden hervorragenden Live-Bands haben zahlreiche Songs, die sich mit dieser Problematik befassen. Sie dürfen an diesem Abend nicht auf den Setlisten fehlen. Das Publikum stimmt zu, genießt die Show und verlässt das Zollhaus an diesem Abend mit einem etwas besseren Gefühl, denn man merkte deutlich: Viele Menschen sind eben doch OK, man muss sie nur finden. Wohin sollen all diese Menschen nun, wie sollen sie sich begegnen, wenn es solchen Clubs, solchen Orten,  ganz egal wo, immer schwerer gemacht wird zu existieren?


Text und Foto: Thea Drexhage

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