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Jacky und die Pop-Artisten22.11.2023



Text und Fotos: Britta Lübbers
Die Namensliste liest sich wie das „Who is who“ der Moderne. Max Beckmann, Georges Braque, Joan Miró und Andy Warhol sind vertreten – es ist ein wirklich schönes Geschenk, das sich das Landesmuseum zu seinem 100. Geburtstag macht, ein Geschenk auch für die Besucherinnen und Besucher. Die Schau besticht durch ihre Vielfalt und die hohe Güte der Exponate. Flyer und Wandtafeln geben Basisinformationen, das Gezeigte lädt aber auch dazu ein, sich intensiver mit der Materie zu beschäftigen.
Das Ehepaar Thomas verband nicht nur eine lebenslange Privatbeziehung, sondern auch die Liebe zur Kunst. Hans Robert Thomas war aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem steifen Bein zurückgekehrt, den von ihm angestrebten Handwerksberuf konnte er nicht ergreifen. Also widmete er sich seiner zweiten Leidenschaft, der Musik, und studierte Cello. Ende der 1940er Jahre lernte er seine spätere Frau kennen, Tochter des Unternehmers Hueck, der sich auf Foliendruck spezialisiert hatte. Hans Robert Thomas wurde Geschäftsführer des florierenden Betriebs, mit seiner Neugier auf industrielle Druckverfahren wuchs auch seine Begeisterung für moderne Drucktechniken. Seine Frau teilte diese Interessen, es war die Basis für ihre gemeinsame Sammelleidenschaft. Auch finanziell konnte sich das Paar seine exklusive Liebhaberei leisten. In mehr als 50 Jahren trugen die beiden rund 2000 Arbeiten von etwa 200 westeuropäischen und amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts zusammen. Sie besuchten zeitlebens Galerien, Museen und Kunstmessen, immer auf der Suche nach dem Besonderen. Die Sammlung spiegelt nicht nur die persönlichen Vorlieben des Unternehmerpaares, sie zeigt auch die Vielfalt künstlerischer Stile und Möglichkeiten. 2020 kam das Konvolut als Schenkung in die Kunstsammlungen Chemnitz, bis Mitte Februar ist es nun in Oldenburg zu sehen.
Zu allem bereit
Der poetische Titel bezieht sich auf Werke von Ernst Wilhelm Nay („Metablau“) und Günter Fruhtrunk („Gestautes Grün“). Beide Künstler waren wichtige Vertreter westdeutscher Nachkriegskunst und mit Brigitte und Hans Robert Thomas befreundet. Dass die Überschrift feinsinnig anmutet, ist kein Zufall. Die gezeigten Werke erzählen Kunstgeschichte, darunter sind kühne Arbeiten, die über ihre Zeit hinausweisen. Strenge trifft auf Verspieltes, Geometrie auf fließende Linien, Farbigkeit leuchtet neben Schwarzweißem. Etwa in den farbgeschockten Arbeiten des Italieners Piero Dorazio. „Amici Colori“, Farben als Freunde, hat der führende Vertreter der konkreten Farbfeldmalerei 15 Farbserigrafien getauft. Ein von ihm verfasster Text erläutert die Bedeutung, die er in der Farbigkeit entdeckt, zum Beispiel in den Blaufarben: „eine ganz eigene Bande, zu allem bereit“.
Eine besondere Faszination übte der spanische Bildhauer, Maler und Grafiker Antoni Tapies auf das Sammlerpaar aus. Ein kleiner Teil des Tapies-Werks ist in der Ausstellung zu sehen, darunter die Lithografie „Sinnieren über Schmutz“. Sie zeigt das Kinn eines Mannes, seinen Kragen und die obere Hälfte seiner Krawatte. Das zerschnittene Porträt liegt auf einer Grundierung vollkommener Schwärze. Das Fragmentarische ist typisch für den Künstler und fasziniert bis heute. In seinen Bildern wirkt es so, als ob der Rand der Druckplatte über die Grenzen des Blattes hinausreicht. Auch die Pop Art ist dabei, in die Grafiksammlung Thomas gelangten im Lauf der 1960er Jahre Arbeiten von Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Allen Jones. Hierzu zählt u.a. die Mappe „11 Pop Artists“, die 1968 auf der documenta 4 vorgestellt wurde. Das darin enthaltene Porträt von Jacqueline Kennedy (Jacky II) ist in Oldenburg ebenso zu sehen wie „Nude“ von Tom Wesselmann. Es zeigt eine nackte Frau, die auf einer überdimensionierten Phillip Morris-Schachtel hockt. Auch dies ein Stück Zeitgeschichte – Sexismus in der Kunst war in den 1960ern so gut wie kein Thema.

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