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„Lied vom Abendrot“ von Lewis Grassic Gibbon18.05.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage
Diese junge Frau, Chris Guthrie heißt sie, ist die Tochter von ziemlich armen Leuten, die einen kleinen Bauernhof bewirtschaften, um über die Runden zu kommen. Sie ist aber sehr klug. Obwohl ihr Vater sehr streng ist, erlaubt er ihr, weiter zur Schule zu gehen. Dabei lernt sie u.a. sich in hohem Englisch auszudrücken. Da fängt bereits die Spaltung an zwischen der dörflichen Sprache Scots und der englischen Hochsprache. Es unterscheidet die hochnäsigen Engländer und die erdverbundenen Schotten. Es ist die Geschichte einer Frau, die versucht sich zu emanzipieren. Die sehr stark ist aber auch sehr große Widerstände erfährt. Ihre Mutter nimmt sich das Leben, als sie nach vielen Kindern erneut schwanger wird und tötet auch die beiden jüngsten Kinder dazu. Also muss Chris die Schule verlassen und ihrem Vater auf dem Bauernhof helfen. Ihr Bruder, der haut auch irgendwann ab. Sie schuftet sich dort ab, ist aber gleichzeitig sehr verbunden mit dem Land. Irgendwann lernt sie dann ihren Mann kennen und es entsteht eine Liebesgeschichte, die, wie das Leben so spielt, nicht immer nur gut ausgeht. Auch der Beginn des ersten Weltkriegs spielt eine Rolle, eine Zeit, in der sich das Dorf sehr verändert. Die Männer gehen alle weg und gleichzeitig werden die Wälder, die es dort gibt, abgeholzt, was sich auf die Landwirtschaft auswirkt. Das ist der erste Teil der Geschichte von Chris, welche aus drei Bänden besteht. MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Franziska Vondrlik: Die Geschichte von Chris fand ich unheimlich spannend, vor allem, weil sie eine sehr ambivalente Frau ist, die auch nicht immer sympathisch rüberkommt. Sie stemmt sich gegen Konventionen, in dem sie z.B. zur Schule geht oder den Mann heiratet, den sie möchte. Die großen und kleinen Konflikte, die dort beschrieben werden, sind sehr gut festgehalten. Was mir im Weiteren gut gefällt ist die Landschaft, die dort beschrieben wird, die immer verbunden ist mit der Handlung. Besonders gut gefallen hat mir aber auch die Sprache. Das Buch ist übersetzt worden von Esther Kinsky. Grassic Gibbon hat das Buch 1933 veröffentlicht und es gab schon einmal eine Übersetzung, aber Kinsky hat es vor einigen Jahren neu übersetzt und ich finde, dass sie das grandios gemacht hat. Das Buch ist in einer Sprache geschrieben, die diesen schottischen Ortsdialekt aufnimmt. Kinsky hat sich entschieden, das auf Plattdeutsch umzusetzen, dabei hat sie eine ganz besondere Sprachmelodie gefunden. Für mich ist es beim Lesen wichtig, dass mich die Sprache genauso wie die Handlung packt.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Franziska Vondrlik: In Papierform. Ich bin immer auf der Jagd nach guten Büchern und bin ein bisschen süchtig, muss ich gestehen. Dieses fand ich vor 4 Jahren und gerade habe ich es ein zweites Mal gelesen.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Franziska Vondrlik: Ich würde es Menschen empfehlen, die auch Spaß an Sprache haben. Teilweise ist das Buch sehr lyrisch, gerade wenn es um die Natur geht oder die inneren Vorgänge in der Hauptfigur.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Franziska Vondrlik: Lewis Grassic Gibbon ist ein Synonym. Der Autor hieß eigentlich James Leslie Mitchell und ist 1901 geboren und bereits 1935 an einer Sepsis verstorben. Er ist in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen, wie er sie in diesem Buch beschreibt. Er hat eine Ausbildung zum Journalisten gemacht und hat wegen seiner politischen Aktivitäten seinen Job verloren bevor er zur Royal Air Force ging. Dort hat er gekündigt und sich im Anschluss auf das Schreiben konzentriert. Dieses Buch zählt bis heute zu den beliebtesten Büchern Schottlands.

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