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Serie: Künstler von Hier – 11 Fragen an … Natascha Kaßner24.04.2020



Text und Foto  |  Karin Eickenberg


Die Frage, die dahinter steht, ist: Weshalb bin ich hier? Weiß die Künstlerin selbst eine Antwort darauf? „Überhaupt nicht“, sagt Kassner und lacht. Und: „Nicht alles so ernst nehmen.“ Mit ihrer – derzeitigen – Malweise verletzt sie gezielt etablierte Muster und Geschmackserwartungen, ist im Sinne des „Bad Painting“ nachlässig und schräg, fordert das Medium Kunst heraus, um ihm letztendlich zu neuer Lebenskraft zu verhelfen. Bloß keine Müdigkeit! Und so wechselte sie im Laufe ihrer vielfältigen Schaffensperioden auch immer wieder die künstlerische  Herangehensweise. Sie wolle nicht „Kunst produzieren“, sondern sich „die Lebendigkeit und Intensität im Machen“ erhalten. Natascha Kaßner ist in Hamburg geboren und in München aufgewachsen. Nach der Schulzeit studierte sie in Augsburg, England und Berlin visuelle Kommunikation. Heute lebt die 55Jährige in Berlin und Oldenburg. Sie arbeitet als freie Künstlerin und seit 2005 an der Oldenburger Uni als Dozentin für Malerei, Zeichnung und Mixed Media.    

DIABOLO: Was hat Sie zur Malerei gebracht?
Kaßner: Das Interesse an Kunst hat sich sehr früh entwickelt. Meine Eltern haben mich in München viel in Kunstausstellungen mitgenommen. Zudem hat mir das Malen Spaß gemacht. Während meiner Schulzeit habe ich im Kunst-Leistungskurs jeden  Donnerstagabend die Alte Pinakothek besucht, diese Gemälde und die Atmosphäre aufgesogen und mein Skizzenbuch gefüllt. Mein Kunstlehrer war freier Maler und wurde kurz nach meinem Abitur Professor an der Münchener Kunsthochschule. Von ihm habe ich viel gelernt. Es waren ideale Ausgangsbedingungen.  
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Kaßner: In den ersten Jahren war es mir wichtig, die spezifischen Möglichkeiten künstlerischer Medien auszuloten. Ein eher intellektueller Ansatz, der sich aber in ganz einfach gebauten Objekten oder Darstellungen zeigen konnte. Denn um eine pointierte Aussage zu treffen sind mir Schärfe und Witz wichtiger als die große Show oder eine  spektakuläre Oberfläche. Jetzt gönne ich mir in meiner Malerei ganz persönliche Motive. Ich freue mich, wenn Betrachter Spaß haben, die Bilder anzusehen und vielleicht für einen Augenblick erkennen, dass es neben der Ökonomie im gesellschaftspolitischen Gefüge doch auf die ganz persönlichen Momente und Haltungen jedes Einzelnen ankommt.  
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Kaßner: Meine Objekte und Fotos haben das Verhältnis von Zeitebenen im künstlerischen Schaffen reflektiert. Die Millimeterbilder, die ich einige Jahre gemalt habe, haben dieses zeitliche Moment auf das Ziehen von Linien reduziert. Daran angeschlossen hat sich eine mehrjährige Phase, in der ich nach Fotos gearbeitet habe. Es sind Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu Mikro- und Makrowelten, Tieren, Räumen und Menschen entstanden.  Im Endeffekt war es einfach eine komplexere Form des Linienziehens. Ich hatte bewusst Abstand von der Körperlichkeit früherer Arbeiten gesucht. Später hat es mich wieder gereizt, mit Farbe umzugehen, einen ganz persönlichen Ausdruck und eine Haltung zum Menschsein zu suchen. In meinen Bildern von Menschen versuche ich, deren Innenleben darzustellen. So nach dem Motto „was will ich hier auf Erden, was soll das eigentlich alles?“
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Kaßner: Ich habe zwei Arbeitsstätten. An der Universität Oldenburg arbeite ich mit Studenten. Da kann ich meine Erfahrungen und mein Wissen weitergeben. Bei der künstlerischen Arbeit in meinem Berliner Atelier dagegen geht es um das stille Zwiegespräch mit der Kunst, mit allen  Zweifeln oder flüchtigen Erfolgsgefühlen. Wenn ich mal nicht weiterkomme, gehe ich in Ausstellungen, streife durch Galerien oder schmöker in der Bibliothek der Universität der Künste.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Kaßner: Vermutlich sind es der Witz und der Humor, die man mit meinen Arbeiten verbindet.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Kaßner: Kurz nach meinem Meisterschülerjahr bei Valie Export habe ich zusammen mit zwei anderen Künstlern den Karl Hofer-Preis bekommen. Das war ein  Einstieg nach ganz oben. Es folgten auch gleich mehrere Stipendien und andere Preise. Hier in Oldenburg hatte ich im vergangenen Jahr eine Ausstellung bei der Treuhand auf mehreren Ebenen. Auch über den Ankauf der Artothek 2018 habe ich mich sehr gefreut. Einen großen Teil der Sichtbarkeit hier in Oldenburg hat sicher die Galerie Kunstück, die mich vertritt. Leider wird sie Ende März schließen.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Kaßner: Während ich in den letzten Jahren eher kleinformatig mit Ölstiften und Ölpastellen gemalt habe, arbeite ich nun an einer großformatigen Reihe. Villen. Palmen und Menschen auf der Suche nach dem Sinn. Dann arbeite ich daran, das fast bildhauerische Element in meiner kleinformatigen Malerei, das Schaben und Spachteln von Farbe, auf das große Format und auf Leinwand zu übertragen.  
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Kaßner: In der Artothek kann man zwei Arbeiten von mir ausleihen. Im kommenden Jahr ist eine Ausstellung in einer Bremer Galerie und am Berliner Verwaltungsgericht geplant. Auch das Landesmuseum Berlin zeigt Arbeiten von mir.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Kaßner: Wenn Arbeiten gezeigt und auch verkauft werden, ist das natürlich beglückend. Aber ich freue mich auch sehr, wenn meine Studenten gute Arbeiten machen. Wenn sie  beginnen, eigenständig ihren künstlerischen Ausdruck zu entwickeln. Erfolg ist für mich geglückte Zusammenarbeit mit anderen.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Kaßner: Die Oldenburger Kunstszene ist großartig. Es gibt einige sehr engagierte Leute, die zusammen für ein vielfältiges Angebot sorgen. In Berlin ist alles viel größer und anonymer. Eher wie in einem Haifischbecken. Mir scheint, dass in Oldenburg weniger Ellbogenkampf als mehr ein Miteinander herrscht. Allerdings brauche ich auch den Einfluss der Berliner Kunstszene, um auf dem Laufenden zu bleiben.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Kaßner: Meine Arbeit an der Uni ist perfekt, das sollte einfach so bleiben. In meiner eigenen Arbeit wünsche ich mir für meine derzeitigen großformatigen Malereien, dass sie die Intensität der kleinen Arbeiten erreichen. Und einen Ort, an dem sie gezeigt werden...

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